Geshe Thubten Soepa

Geshe Thubten Soepa, 1955 in Tibet geboren, trat mit fünfzehn Jahren ins Kloster ein und widmete sich seit seinem achtzehnten Lebensjahr dem Studium der buddhistischen Philosophie an der Klosteruniversität von Sera Je in Südindien. Nach zwanzig Jahren Studium absolvierte er seine Prüfungen und erhielt den Titel Lharampa Geshe, vergleichbar einem Doktor der Philosophie. Seither ist er als Lehrer tätig, erst im südindischen Kloster Tsongka Choede und ab 1998 lals Residentlehrer in München wo er bis 2007 am Aryatara Institut unterrichtete. Mehr...

Von 2001 - 2007 kam Geshe Thubten Soepa regelmässig als Hauptlehrer in unser Zentrum nach Bern, wo er stark am Aufbau unseres Zentrum beteiligt war. Er organisierte uns die grosse Buddhastatue und füllte sie mit einer wunderbaren zeremonie im März 2007. Ihm verdanken wir das stetige Wachstum und der wertvolle, sehr detaillierte Unterricht unter anderem des Lam Rims und der Bodhicharyavattara (von Shantideva). Sein Unterricht ist auf Kasseten bei uns im Archiv.

Seit April 2008 war er Residentlehrer des FPMT-Zentrums " Lama Yeshe Ling" in Toronto, Canada.

Geshe Thubten Soepa ist am 2. November 2022 in Südindien verstorben.

 

Nachruf verfasst von Ven. Tsültrim (Ruth Hofer)

Geshela hat von Anfang an fürsorglich für unser Longku gesorgt - er ist der Vater unseres Zentrums!

Geshela kam zwischen 2001 und 2009 regelmässig, ca alle 2 Monate vom Aryatara Institut in München, wo er Resident Lehrer war, nach Bern.

Als er das erste Mal kam, hatte er in der Nacht vorher einen Traum: „er kam in unsere Studiengruppe, und reinigte den völlig verstaubten und mit Spinnweben eingehüllten Buddha.“

Das ist genau das, was Geshela gemacht hat. Dank ihm, hatten wir regelmässig Unterricht. Am Anfang hatten wir die Wohnung noch nicht. Geshela und Connie Crause, die Übersetzerin, konnten bei Drime übernachten. Ab 2003 hatten wir die Wohnung und Geshela genoss es selber zu kochen und seinen eigenen Raum zu haben.
Geshela hat uns die ganzen Lamrim Belehrungen gegeben, gefolgt von Shantideva‘s „Lebensweise eines Bodhisattvas“.
Leider waren seine Belehrungen viel zu fortgeschritten und zu traditionell für uns völlige Anfänger und Neulinge im Buddhismus. Es war für uns schwierig den Bezug zu unseren beschäftigten Alltag zu machen. So kamen leider immer weniger Leute zu seinen Belehrungen.

Als Geshela nach Indien ging, hat er für unser Zentrum eine schöne Buddhastatue organisiert. Geshela war mit vielen Ritualen bestens bewandert. Er hat uns klare Anweisungen gegeben, wie und welche Mantras zu rollen sind, die dann in die Statue kamen. Als alles bereit war, hat er mit uns die Buddhastatue gefüllt - das war eine unvergessliche, beeindruckende Zeremonie. -> Foto !

Ein paar Jahre später half er uns die 21 Tarastatuen zu füllen.

Als ich Geshe Tashi, damals Residentlehrer vom Jamyang Center in London, nach Bern eingeladen habe, hat Geshela ganz spontan gesagt, wir sollen die Vier Edlen Wahrheiten von Geshe Tashi erbeten, das sei sein bevorzugtes Thema!
Geshela kannte seine Studienfreunde sehr genau und wusste, in welchen Themen sie besonders gut bewandert sind.

Ein grosses High-light war der Besuch von  Kyabje Chöden Rinpoche. Kaum hatten wir die Wohnung gemietet und die Wand durchbrochen, hatte Geshela die Vision, dass er Chöden Rinpoche nach Bern einladen werde. 2007 ? wurden wir mit dem aussergewöhnlichen Besuch von Chöden Rinpoche gesegnet. Geshela wusste, dass es eine wertvollste Gelegenheit ist, von diesem grossen Meister, Mahamudra Teachings zu erhalten.

Auch unvergesslich, wie Geshela, mich an seiner Seite, so spitzbübisch geschickt, sich in Chöden Rinpoche‘s Zimmer geschlichen hat, ohne dass die Attendants etwas merkten. Geshela hat mit viel Verständnis für Chöden Rinpoche und den tiefen Wunsch derLongkustudenten, die richtigen Worte gefunden, so dass Rinpoche die Bitte, eine Medizinbuddha Einweihung zu geben, sofort angenommen hat.

Geshela  liebte es an einem zusätzlichen Tag einen Ausflug in den Jura und andere passende Orte, zu machen, wo er eine Rauch-Puja durchführte. Marianne Frischknecht hatte jeweils die Orte ausgesucht und alles Notwendige für die Puja zusammen gestellt. Auch das waren unvergessliche Momente. Oft waren wir in den Wolken und nach der Puja hat sich ein Fenster zum Himmel geöffnet oder hoch über uns sind ein paar Vögel gekreist - beides glücksverheissende Zeichen.

Es ist Dank Connie Crause, die Geshelas scharfes und exaktes Verständnis der Buddhistischen Lehren erkannte und mit ihm den Mittleren Lamrim von Lama Tsong Khapa ins Deutsche übersetzte! Ein unglaublich wertvolles Werk, das bis heute noch nicht offiziell in English zur Verfügung steht!

Geshela war ein vielseitig begabter Mensch, mit starkem eigenen Willen. Er war ein konsequenter Vegetarier. Er hat alle Zitate Buddha‘s, die Begründeten, weshalb wir kein Fleisch essen sollen, aus den verschiedenen Sutras zusammengestellt und in einem kleinen Buch veröffentlicht.
Er hatte eine grosse Liebe zu den Tieren.

In Ö‘Sel Ling, Spanien, hat er Felsen mit Lama Tsong Khapa und den beiden Schülern bemalen. Auch in seinem kleinen Haus in Sera Je, malte er Buddhas an einer kleinen Felswand. Geshela liebte die Einfachheit, die Natur und das bescheidene Leben. Er fühlte sich in den südlichen wärmeren Ländern zu Hause. Die Zeit im kalten Deutschland war für ihn eine Herausforderung, so war er erleichtert, als er 2008 das Okay von Lama Zopa Rinpoche erhielt, als Touring - Lehrer durch die Welt zu bummeln.

Möge Geshela bald wieder kommen und sein hervorragendes Dharmawissen weiterhin zum Nutzen aller Lebewesen zur Verfügung stellen.

Danke, Dir, Geshela für alles, was Du für uns gemacht hast!

Mit herzhaften Gebeten
Ruth - Tsultrim